Presse – Im weißen Rössl

Schräges Feuerwerk 
So schräg, schrill, frech, witzig, rasant und ohne Stillstand präsentiert sich Ralph Benatzkys Im weißen Rössl am Stadttheater Klagenfurt. So schräg wie das schiefe, rotkarierte Bühnenbild und die überzogenen Kostüme. Die Ausstattung stammt von Friedrich Eggert. Aron Stiehl will unterhalten und zeigt den drollig verklärten, ungemein populären Rückblick auf die scheinbar gute alte Zeit der Monarchie vor dem Weltkrieg im ländlichen, industriell unbefleckten Salzkammergut mit detail- und ideenreicher Situationskomik und im treffenden Plauderton so spaßhafter Figuren wie des typischen Deutschen und Österreichers mit den typischen Klischees des älplerischen Sommerfrischemilieus. Die Lustbarkeiten einer krachledernen, alltagsfernen Urlaubswelt, die nur harmlose Zwiste kennt, werden vom Regisseur treffend ausgespielt. Gagreich, überzogen, knapp an der Persiflage vorbeischrammend und mit vielen ironischen, aktualisierten Hakenschlägen, die alle den Zeitgeist treffen. Die Inszenierung ist immer unterhaltsam, nie fad und es gibt viel zu Lachen. 

Dafür sorgt auch ein ungemein spielfreudiges, spritziges, wortdeutliches Ensemble, dessen Gesangsnummern ebenso wie jene des gut singenden Chores, der wieder von Günter Wallner tadellos einstudiert wurde, fast alle durch choreographiert sind. Die Choreographie stammt von Francisco und Javier Sanchez Martinez.

Die gelungene Mischung aus Lustspiel, Schwank, Operette und Revue, deren Popularität ungebrochen ist. Auch wegen der launigen Musik mit den zahlreichen Ohrwürmern, die nicht nur von Benatzky stammt. Robert Stolz, Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten und Hans Frankowski haben mitgewirkt, auch Eduard Künneke soll einige Chorpassagen beigesteuert haben. Nicht zuletzt gibt es einige zusätzliche Einlagen aus der Walküre,dem Freischütz und der Dreigroschenoper. Diese Mixtur wird vom teilweise auch in Tracht spielenden Kärntner Sinfonieorchester unter Mitsugu Hoshino, der nach der Pause in Lederhose dirigiert, schwungvoll und mit Verve musiziert. 

Das auch zwischendurch extrem klatschfreudige Publikum, das beim Erscheinen des Kaisers aufstehen und dreimal Hoch schreien muss, ist begeistert und jubelt lang anhaltend. 

Helmut Christian Mayer (www.opernnetz.de )